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Anlandungen & Exkursionen

Wenn die Expeditionskreuzfahrtschiffe nicht im Hafen andocken können, sondern (vielleicht in Ermangelung eines Hafens) die Position mit dem Anker halten, fährt das Expeditionsteam mit den Expeditionsbooten an Land und bereitet eine Anlandestelle vor.

Ausrüstung an Land bringen in der Antarktis; Foto: Stefan Dall

Essenziell für eine solche Anlandung ist die Ausrüstung. Das gilt zum einen für die eigene Kleidung und Ausrüstung wie Rettungswesten und Gummistiefel, zum anderen aber auch für die Vorräte und Rettungsmittel, die im Falle einer Strandung zur Versorgung und Überbrückung der Zeit bis zu einer Evakuierung notwendig sind wie Wasser, Lebensmittel (sehr trockene Kekse!), Wurfzelte und mehr. Daher ist die erste Aufgabe des Teams nach Etablierung einer sicheren Anlandestelle diese Ausrüstung aus dem Boot an die Anlandestelle zu verladen. Bei Ausrüstung für 100 Personen für 10 Tage muss dann in der Kette sehr viel Gewicht von einem Teammitglied ans Nächste weitergereicht werden. Das tägliche Workout ist also gesichert! 

Königspinguin in St. Andrews Bay, Südgeorgien; Foto: Kim Rormark

Ist die Ausrüstung an Land, wird die Anlandestelle gesichert und für die Gäste vorbereitet. Sichere Pfade werden abgesteckt und Aussichtspunkte etabliert. Sicher bedeutet hier sowohl sicher für Gäste und Team als auch für die Flora und Fauna der Region. Es gibt sowohl in der Arktis (AECO), als auch in der Antarktis (IAATO) Organisationen, die sich für den nachhaltigen Tourismus einsetzen. In deren Informationsbroschüren finden sich Richtlinien zum Schutz von Flora und Fauna. Diese beinhalten unter anderem Abstandsregelungen zu Tieren; beispielsweise gilt es in der Antarktis einen Abstand von mindestens 5 Metern zu Pinguinen einzuhalten. Damit soll sichergestellt werden, dass die Tiere nicht in ihrem natürlichen Lebensraum gestört werden. Dementsprechend werden bestimmte Bereiche einer Anlandestelle als No-Go-Areas markiert. Um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die in diesen Regionen zum Einsatz kommen, mit den Richtlinien vertraut sind, muss jedes Jahr ein Multiple Choice Test absolviert werden, der von AECO oder IAATO zur Verfügung gestellt wird. Dafür gilt es um die 100 Fragen zu beantworten, für deren Beantwortung man die Informationsbroschüren genau studiert haben sollte. 

Anlandung Carcass Island, Falkland-Inseln; Foto: Karsten Bidstrup

Wenn die Anlandestelle vorbereitet ist und die Gäste sich auf den Weg an Land machen, werden die Teammitglieder auf Positionen verteilt, um sicherzustellen, dass sich die Gäste an die erwähnten Abstandsregeln halten und eine schöne Zeit an Land verbringen können. Eine meiner Lieblingspositionen ist dabei die des „Wader Boy“. In (im Idealfall) wasserundurchlässigen Wathosen und einer passenden Jacke steht man im Wasser, hält die Boote sicher fest und sorgt für freie Einfahrt zur Anlandestelle, sodass die Gäste sicher aus- und einsteigen können. Dabei entstehen auch Bilder wie dieses aus der Antarktis, auf dem ich (in orange) mit Kolleginnen zu sehen bin. Wir schieben Eis aus dem Weg, damit die Boote sicher zur Anlandestelle gelangen können.

Anlandung Danco Island, Antarktis – Foto: Kim Rormark

Wenn man dann nach bis zu acht Stunden in Schnee und Eis mit unzähligen neuen Lieblingsmomenten zurück an Bord kommt und sich vielleicht nach einem Kaffee oder einer heißen Dusche wieder ein wenig aufwärmen konnte, spürt man definitiv, was man an diesem Tag geleistet hat!

 

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Expeditionsboote fahren

An Bord von Expeditionskreuzfahrtschiffen gibt es in den meisten Fällen Expeditionsboote, umgangssprachlich auch Zodiacs oder Tenderboote genannt. In vielen der Regionen der Welt, die auf Expeditionsfahrten erkundet werden, gibt es keine Häfen, die groß genug wären, um ein großes Schiff docken zu lassen. An diesen Orten können die Expeditionsboote verwendet werden, um die Gäste vom Schiff an Land zu bringen. Das geschieht entweder über einen Steg oder eine Anlegestelle in der Natur.

Außerdem unternehmen wir mit den Expeditionsbooten auch Ausfahrten mit den Gästen. Auf diesen sogenannten Cruisings versuchen wir neue Perspektiven auf die besuchten Regionen zu gewinnen, sei es, indem wir einfach nur Fjorde befahren, die das große Schiff nicht erreichen kann oder in sonst unberührter Natur uns so weit vom großen Schiff entfernen, dass wir es nicht mehr sehen können und „allein“ in der Natur sind. In den Polarregionen dieser Welt ist es besonders spannend, an Eisbergen- und Eisschollen entlang zu navigieren (natürlich in sicherem Abstand) und zu schauen, was sich hinter der nächsten Kurve verbirgt. Nicht selten erlebt man dann eine Überraschung und kann sich mit der notwendigen Vorsicht und Behutsamkeit auch der Tierwelt nähern. Dafür gibt es aber genau wie an Land Vorschriften zu Mindestabständen und Verhaltensrichtlinien.

Ein neugieriger Zwergwal direkt an meinem Boot. Sobald ein Wal sich einem der Boote nähert, schalten wir die Motoren aus und warten bis dieser sich wieder entfernt hat, um die Tiere nicht zu verletzen oder zu verschrecken.

Ich erinnere mich noch genau an meine ersten Fahrstunden vor einigen Jahren. Direkt bei meinem ersten Versuch an einem Tenderpit (den Ort am Schiff an dem die kleinen Expeditionsboote andocken, um Gäste ein- und aussteigen zu lassen) anzulegen, habe ich eines der kleinen Boote beschädigt. Nach (vielen) Trainingsstunden später durfte ich dann im Januar 2020 das erste Mal allein und ohne Trainer durch das Eis der Antarktis fahren. Nach mehreren Runden und Stunden zwischen Eisbergen, Robben und auch vereinzelten Buckelwalen spürte ich zwar meine Finger nicht mehr, aber auch mein glückliches Lächeln war festgefroren. 

Mit der Erfahrung kam die Routine und die Vorfreude auf schöne Tage auf dem Wasser. Wenn die Boote vor einer Rundfahrt aufs Wasser gelassen werden, ergibt sich immer ein kurzer Moment des Genießens und Innehaltens. In solch einem Moment entstand das Foto unten. Fernglas, Funkgerät und Skibrille angelegt, warte ich darauf, dass es losgeht und ich die Gäste bei bestem Wetter abholen kann. 

Ich, im Fahreranzug in entspannter Pose an der Fahrkonsole

Bootfahren kann auch sehr entspannend sein; Foto: Sandra Ophorst

In Zeiten der COVID-19-Pandemie veränderte sich logischerweise auch die Arbeit an Bord. Die notwendigen Hygienemaßnahmen erstreckten sich sogar bis auf unsere kleinen Boote, die wir als FahrerInnen zwischen den einzelnen Touren immer wieder desinfizieren mussten. 

Foto: Andrea Klaussner 

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Die Vorträge an Bord

An Bord der Expeditionskreuzfahrtschiffe ist meine Berufsbezeichnung wie auch an Land Dolmetscher. Genauer gesagt, bin ich an Bord Mitglied des Expeditionsteams mit Spezialisierung Dolmetschen. Meine Zuständigkeitsbereiche an Bord umfassen also diverse Aufgaben, die zum Teil kaum weiter vom eigentlichen Dolmetschen entfernt sein könnten (siehe andere Beiträge), aber mit meiner Spezialisierung agiere ich als sprachliches Bindeglied zwischen den Gästen und der Besatzung bei Veranstaltungen an Bord. Somit bin ich die deutsche Stimme für KapitänInnen, die Expeditionsleiterung, Kolleginnen und Kollegen , GastwissenschaftlerInnen und das medizinische Personal an Bord. Die größte Herausforderung, aber auch der größte Spaß dabei, sind die Fachvorträge meiner Kolleginnen und Kollegen aus dem Expeditionsteam. Diese werden zumeist simultan aus dem Englischen ins Deutsche gedolmetscht. Als Hilfsmittel dafür dient eine Personenführungsanlage, wie Sie sie vielleicht auch von Museums- und Stadtführungen kennen. Im Laufe der Zeit kam sogar noch die Möglichkeit des Livestreamings hinzu, sodass die Gäste meine Dolmetschleistungen auch von ihrer Kabine aus hören können. Das war mehr oder weniger mein Einstieg ins Ferndolmetschen.

Wenn die Streamingtechnik einmal nicht funktioniert oder andere technische Schwierigkeiten auftreten, ist Flexibilität gefragt und wir Dolmetscherinnen und Dolmetscher an Bord greifen auf Konsekutivdolmetschen zurück, wie es auch im Titelbild zu sehen ist.
Besonders in Erinnerung werden mir natürlich immer die großartigen Menschen bleiben, für die ich an Bord dolmetschen durfte. Ich hatte in meiner Zeit bei Hurtigruten großartige Kolleginnen und Kollegen, wie zum Beispiel ehemalige Stationsleiter antarktischer Forschungsstationen oder WissenschaftlerInnen, die aktiv Forschungsdaten bspw. zum Beutefangverhalten von Pinguinen erhoben und dafür ein halbes Jahr in Zelten in der Antarktis lebten. Außerdem gab es immer wieder fantastische GastrednerInnen, wie unter anderem Thor Heyerdahl Jr., Sohn des weltberühmten Entdeckers Thor Heyerdahl, der selbst ein namhafter Meeresforscher war.
Dankbar bin ich auch für die enorme Themenvielfalt, mit der ich als Dolmetscher an Bord arbeiten konnte. So habe ich viel gelernt über die Geschichte der Polarregionen, die Flora und Fauna, die dort zu finden ist, sowohl über als auch unter dem Wasser. Natürlich habe ich mir in all der Zeit an Bord auch eine Menge nautische Expertise angeeignet.
Die enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Expeditionsteam und der restlichen Besatzung erleichtern trotz der herausfordernden Arbeitsbedingungen sowohl das Dolmetschen als auch den Alltag an Bord enorm. So konnte ich in der Vergangenheit auch den schwierigsten Wetterbedingungen beim Dolmetschen trotzen und kann mit Stolz behaupten schon einmal in einem Hurricane gedolmetscht zu haben – glücklicherweise ohne seekrank zu werden!

 

Foto: Kim Rormark